NWZ Fall „Rogge“ als Hörspiel im Radio
Bürster nimmt sich der Geschichte an
Fall „Rogge“ als Hörspiel im Radio
Dötlingen – „Es gibt Menschen und Geschichten, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen“, meint die Dötlinger Autorin Helga Bürster. Ihr neues Hörspiel erzähle eine solche Geschichte. Es geht um die Ermordung von Willi Rogge kurz vor Kriegsende durch die Nationalsozialisten.
Der Fall hatte bereits vor rund einem Jahr für Wirbel gesorgt, nachdem der Spiegel die Titelgeschichte „Mein Vater, der Mörder“ von Cordt Schnibben veröffentlicht hatte. Der Vater des Autors gehörte damals zu den Tätern. Nun greift Bürster das Thema auf. Im Auftrag von Radio Bremen hat sie ein niederdeutsches Hörspiel geschrieben, dass am 12. April um 17.05 Uhr erstmals im Nordwestradio gesendet wird.
Der Dötlinger Bauer Willi Rogge war am 14. April 1945 an der Straße nach Neerstedt ermordert worden – drei Tage, bevor britische Truppen das „Reichsmusterdorf“ einnahmen und der Krieg vorbei war. Trotz aussichtsloser Situation hatten sich einige Soldaten noch erbitterte Kämpfe geliefert. Und auch die berüchtigte „Werwolf“-Gruppe, der Schnibbens Vater angehörte, wütete – vor allem gegen Verräter. Als solchen erachteten sie Rogge, der ein Nazi-Gegner war und an jenem Tag den Hitlergruß verweigerte.
Als Dötlingerin kennt Bürster natürlich diesen Fall. „Man erinnerte sich im Dorf, wie man sich an eine böse, aber überstandene Krankheit erinnert“, heißt es in der Mitteilung vom Nordwestradio. Dennoch recherchierte sie ausgiebig im Staatsarchiv Oldenburg, wälzte auch Akten zur Gerichtsverhandlung. Ihre Geschichte ist aber fiktiv. In dem 45-minütigen Hörspiel trifft einer der Mörder auf den Sohn des Opfers, der ihn zur Rechenschaft zieht. Zudem greift Bürster die Frage auf „Wie soll es weitergehen in einem Dorf, in dem die Nachkommen des Opfers neben denen der Mörder leben?“
Das Hörspiel, das mit reichlich Originalsequenzen aus den Prozessen gespickt ist, wurde von Radio Bremen und dem NDR relativ aufwendig in Hamburg und Bremen produziert. Die sechs mitwirkenden Schauspieler gehören größtenteils dem Hamburger Ohnsorg-Theater an. Erkki Hopf schlüpft in die Rolle von Rogges Sohn, Oskar Ketelhut spielt den stellvertretender Ortsgruppenleiter der NSDAP, Birte Kretschmer eine BDM-Führerin, Edda Loges eine Zeugin, Harald Maack den Richter und Jürgen Uter den Volkssturmführer Wichmann. Die Regie hat Hans Helge Ott übernommen.
Nach der Premiere am 12. April, zwei Tage vorm 70. Todestag von Rogge, wird das Hörspiel noch an weiteren Terminen gesendet.
ts