von Dietrich Orth
Jedes Jahr am 2. Sonntag im Mai!
Seit nun schon fast 50 Jahren veranstaltet der Bürger- und Heimatverein Dötlingen am 2. Sonntag im Mai seine vogelkundliche Frühwanderung. Sie erfreut sich immer wieder großer Beliebtheit; das beweisen die Teilnehmerzahlen, denn nicht selten waren über 30, einmal fast 50 Personen mit Interesse dabei. Sogar an einem verregneten Morgen kamen noch 18 „Hartgesottene“ mit Regenzeug oder –schirm und wollten dem Vogelgesang lauschen.
Wer mitwandern will, muss früh aufstehen, denn bereits um fünf Uhr geht es los. In den ersten Jahren traf man sich bei der Post und kehrte nach der Wanderung in einen Gasthof ein. Heute ist das Püttenhus unser Sammelpunkt, weil hier anschließend ein zünftiges Frühstück angeboten wird, welches Mitglieder des Vereins mit Backwerk und Belag – z. T. aus eigener Herstellung – auftischen.
Da das Huntetal bei Dötlingen mit seinen angrenzenden Wäldern zum Glück noch eine verhältnismäßig artenreiche Vogelwelt aufzuweisen hat, wurden die meisten Frühwanderungen natürlich im näheren Umkreis des Dorfes durchgeführt. Hier bietet sich außerdem ein sehr abwechslungsreiches Wegenetz für solche Exkursionen an. Daneben erkundete man aber auch Bereiche der weiteren Umgebung, u. a. das Hölscher Holz, das Hatter Holz, den Wehe, die Ostrittrumer Berge, die Ahlhorner Fischteiche und das Poggenpohlsmoor. In Fahrgemeinschaften kamen die Frühaufsteher dorthin und wanderten dann meistens auf einem ausgesuchten Rundkurs.
Als fachkundiger Begleiter auf fast 35 Frühwanderungen wird uns vor allem Gustav Roggemann in guter Erinnerung bleiben. Mit seinem vielfältigen Wissen verstand er es immer wieder vorzüglich, Augen und Ohren der Interessierten zu öffnen für die kleinen „Wunder der Natur“. In den letzten Jahren waren es dann Dietz Orth und Rudi Busse, die diese Wanderungen auskundschafteten und mit Informationen bereicherten.
Obwohl die Vogelwelt mit ihrem Verhalten sicherlich immer im Vordergrund stand, wurden andere Bereiche unserer schönen Natur nicht vergessen, z. B. die blühenden Kräuter am Wegesrand, die Insekten mit ihrer Vielfalt an Erscheinungsformen u. v. a. m. Es gab immer etwas Neues zu entdecken oder sogar zu bestaunen. Doch auch bei uns ist nicht alles „heile Welt“, und es wurde so manches Umweltproblem angeschnitten und diskutiert, oftmals sogar noch beim anschließenden Frühstück. Manche eindrucksvolle Erlebnisse werden den Wanderern bestimmt unvergesslich bleiben, z. B. das Schlagen der Nachtigallen beim Lopshof, der Balzflug des Baumpiepers über der Glaner Braut oder auch ein Sonnenaufgang aus dem Nebel der Hunteniederung über einem blühenden Rapsfeld.
Für solche Momente lohnt es sich schon, einmal früh aufzustehen. Und sicherlich wird es auch in Zukunft immer mal wieder eine Schar von Interessierten geben, die sich am 2. Sonntag im Mai um fünf Uhr beim Püttenhus trifft, um in der Morgendämmerung andächtig das Erwachen der Natur zu erleben, wenn Rotschwanz und Amsel das vielstimmige Konzert der Vogelwelt eröffnen oder – wenn jemand leise fragt: „Sang da nicht die Nachtigall?“
In Dötlingen brüten weit über 100 Vogelarten. Wenn man die Wintergäste, Durchzügler und Irrgäste hinzurechnet, kommt man auf insgesamt über 300 Vogelarten.