Schon 1851 machte der Lehrer und Schriftsteller Karl August Mayer (1808-1894) mit seinem Versepos auf die Reize Dötlingens aufmerksam:

„Goldberge heißen dort die Hö`hn,

von gold`nen Ginster rings umkleidet.
Wohl ruft aus Herzensdrang: wie schön!
Ein jeder, der den Blick dort weidet.“
(Karl August Mayer: Die Hunte – ein Gedicht, Oldbg. 1851, Seite 42)

Der Lehrer und Autor Johann Beyer (1861-1922) z. B. empfand, „die ganze Gegend in und um Dötlingen hat sich eine seltene Ursprünglichkeit und Frische bewahrt“. Die Heide wurde erlebt als „eine von der Kultur noch unentweihte, reine, ursprüngliche Natur. Darin eben liegt ihr Reiz, ihre Schönheit, ihre Romantik“.(Franz Poppe: Zwischen Ems und Weser – Land und Leute in Oldenburg und Ostfriesland 1888 Seite 116).

Seit 1814 gehörte Dötlingen zum Amt Wildeshausen. 1815 wurde das Land Oldenburg zum Großherzogtum erhoben und damit war auch Dötlingen Teil des Großherzogtums. Herzog Peter Friedrich Ludwig (1755-1829) war aus dem russischen Exil zurückgekehrt und hatte die davor unter französischer Besatzung entstandenen Verwaltungseinrichtungen neu organisiert.

Den Titel eines Großherzogs lehnte Peter Friedrich Ludwig jedoch ab. Großherzog Friedrich August (1852-1931) übernahm 1899 die Regierungsverantwortung. Am 11. 11. 1918 legte Großherzog Friedrich August die Regierung nieder, und 1919 wurde das Großherzogtum Oldenburg Freistaat.

Man muss sich einmal in die Zeit hineinversetzen. Die Verbindung zwischen Oldenburg und Wildeshausen war der „alte Weg“, ein Abschnitt der Friesischen Heerstraße. Der „alte Weg“ benutzte die trockenen Höhen östlich der Hunte, er führte von Oldenburg über Bümmerstede – Sandkrug – Sandhatten – Ostrittrum – Dötlingen bis vor das Bremer Tor in Wildeshausen.

Auf diesem Weg verkehrte regelmäßig eine private Botenpost von Wildeshausen über Dötlingen nach Oldenburg; sie ging montags um acht Uhr in Wildeshausen ab und kehrte am folgenden Tag zurück. Der „alte Weg“ war nicht nur ein Postweg, sondern erfüllte ebenfalls die Aufgaben als Handelsweg.

Die Reise war insbesondere bei Regen, Frost und Schnee sehr beschwerlich. Menschen und Pferde mussten versorgt und Fuhrwerke repariert werden. Ein Stützpunkt war Dötlingen. Bäcker, Friseur, Schmied, Schneider, Schuster, Müller, Zimmerleute, Maurer und auch die Kirche lebten von den Durchreisenden. Ab 1896 gab es auch eine Bank, um alle Zahlungsgeschäfte abwickeln zu können. Das Geschirr für die Zugtiere wurde von den Schuhmachern angefertigt. Die Schuhmachertradition der Fam. Volkmann geht auf das Jahr 1836 zurück. Die alte Werkstatt befindet sich jetzt im Museumsdorf Cloppenburg.

Es gab eine erhebliche Zucht von Heidschnucken zum Wollverkauf nach Wildeshausen und auch zur Mästung.

Als zwischen 1875 und 1881 die neue „Kunststraße“ mit der Bezeichnung L 72 von Wildeshausen über Aschenstedt, Neerstedt, Kirchhatten nach Tweelbäke gebaut wurde, ging der Verkehr auf dem „alten Weg“ zurück. Die neue Straße war besser ausgebaut. Es mussten keine Höhen und Tiefen überwunden werden. Für die Pferdefuhrwerke war diese Straße viel leichter benutzbar.

Dötlingen verlor so langsam seine wirtschaftliche Bedeutung und verwandelte sich zu einem verschlafenen Dorf. Aus dem vermeintlichen Nachteil wurde aber ein großer Vorteil. Der Fremdenverkehr begann langsam die entstandenen wirtschaftlichen Lücken zu füllen. Ende des Jahrhunderts entdeckten die ersten Künstler das Dorf. Fast gleichzeitig mit Worpswede.

In den nächsten Jahrzehnten zogen viele Besucher aus der alten Hansestadt Bremen in das stille und herbschöne Dötlingen. Viele von den Bremer Wochenendbesuchern kamen bald regelmäßig mit der Eisenbahn nach Dötlingen. Aus der damaligen Landeshauptstadt Oldenburg kamen gleichfalls Besucher. Sie wanderten über Sandkrug durch die Osenberge bis nach Dötlingen. Oder sie nahmen die Eisenbahn bis nach Huntlosen und gingen dann zu Fuß bis nach Dötlingen. Dötlingen zog wie ein Magnet die Menschen an.

Wald und Heide, Flusstal und Geesthügel stoßen in Dötlingen hart aufeinander. Fast bei jedem Schritt auf den stillen schmalen Wegen ändert sich das Bild. Ursprünglich wird die Heidelandschaft von Wald unterbrochen, dann steht man vor grünen Weiden auf denen schwarzbunte Kühe stehen oder schaut von einem der Hänge hinab zur Hunte, die in vielen Windungen langsam nach Oldenburg herab zieht.

„Nu schöölt wi wull alle Dage achter use Keuh herlopen!“ sagte ein Bauer verdrossen, als die Sonntagsausflügler über die Weiden gingen und die Tore offen stehen ließen. Es gab und gibt bis heute auch negative Einstellungen zum Tourismus.

Bereits im Faltprospekt vom Februar 1951 wies der Heimatverein Dötlingen auf die Erreichbarkeit von Dötlingen mit der Eisenbahn und dem PKW hin. Der Bürger- und Heimatverein sah es immer als seine Aufgabe an, das Dorf weiterhin zu verschönern und auch das Ergebnis dieser Verschönerungen mit Stolz seinen Besuchern zu präsentieren. Die Einrichtung von Gästeführern ist auf die Anregung des BHV entstanden.